De’Longhi Rivelia EXAM440.55.g Test

DeLonghi Rivelia im Test: Wie gut ist der stylische Kaffeevollautomat?

Kaffeevollautomaten hatten lange keinen leichten Stand bei Espresso-Fans. Zu groß, zu laut, zu mittelmäßig im Geschmack – und sowieso kein Vergleich zur geliebten Siebträgermaschine. Doch die Zeiten ändern sich, und moderne Geräte machen es den klassischen Espressomaschinen zunehmend schwer. Ein gutes Beispiel: die DeLonghi Rivelia. Der Vollautomat bringt nicht nur frischen Wind ins Design, sondern überrascht auch geschmacklich. Wir haben das Gerät im Alltag getestet – und wurden tatsächlich ein wenig bekehrt.

Design, das auffällt – und zwar positiv

Schon auf den ersten Blick zeigt sich: Die Rivelia will nicht wie die anderen sein. Statt des typischen Maschinen-Looks kommt sie in einem schlanken, eleganten Gehäuse daher – mit klaren Linien, matten Farben und einem Design, das sich eher nach Wohnküche als nach Büro-Kaffeeküche anfühlt. Trotz ihres kompakten Formats bringt sie alles mit, was man von einem modernen Vollautomaten erwartet. Einzige Einschränkung: Mit fast 39 Zentimetern Höhe braucht sie nach oben hin etwas Luft – etwa für den Bohnenwechsel oder das Nachfüllen des Tanks.

Der 1,4-Liter-Wassertank ist seitlich angebracht und lässt sich bequem entnehmen, ohne dass man die Maschine verrücken muss. Die Bedienung erfolgt über ein Touchdisplay auf der Oberseite – hell, intuitiv und flott. Für kleinere Nutzerinnen und Nutzer könnte die Positionierung etwas ungünstig sein, aber das ist eher ein Detail als ein echter Nachteil.

Benutzerführung: Charmant, verständlich, anders

Die erste Inbetriebnahme der Rivelia ist fast schon ein Erlebnis für sich. Statt trockener Anleitungen führt das Gerät Schritt für Schritt durch die Einrichtung – inklusive persönlicher Begrüßung auf dem Display. Was nach Spielerei klingt, macht in der Praxis richtig Spaß und sorgt dafür, dass man sich sofort zurechtfindet. Vom Einstellen des Mahlgrads bis zur Auswahl des ersten Getränks – hier wirkt alles durchdacht und nutzerfreundlich.

Mehrere Nutzer? Kein Problem

Wer sich die Rivelia mit anderen teilt – sei es im Haushalt oder im Büro – wird die Profilfunktion zu schätzen wissen. Bis zu vier Nutzer können hier ihre individuellen Vorlieben speichern. Kaffeeintensität, Füllmenge, Temperatur – einmal festgelegt, wird jede Tasse genau nach Wunsch zubereitet. Das spart Zeit und Nerven, vor allem morgens, wenn es schnell gehen muss.

Zwei Bohnenbehälter: Eine Maschine, zwei Charaktere

Ein echtes Alleinstellungsmerkmal der Rivelia sind die zwei austauschbaren Bohnenbehälter. Damit lässt sich etwa morgens eine kräftige Espressobohne verwenden und abends auf eine entkoffeinierte Sorte wechseln – ohne ständiges Umfüllen oder Reinigen. Ein kleiner Rest der vorherigen Bohne bleibt im Mahlwerk zurück, wird aber auf Wunsch automatisch ausgespült. Das System funktioniert reibungslos, und es rieselt nichts daneben – eine wirklich smarte Lösung für mehr Kaffeeflexibilität.

Geschmackstest: Espresso mit Überraschungseffekt

Kommen wir zum Wesentlichen: dem Geschmack. Und hier zeigt sich, wie viel sich in Sachen Kaffeevollautomaten getan hat. Mit der richtigen Einstellung – feiner Mahlgrad, kleine Menge, hohe Bohnenzufuhr – gelingt ein Espresso, der sich sehen (und schmecken) lassen kann. Kräftig, vollmundig, mit einer dichten, sirupartigen Crema. Der Unterschied zu einem Siebträger? Kleiner als erwartet.

DeLonghis Bean Adapt Technologie trägt ihren Teil dazu bei. Sie analysiert die verwendeten Bohnen und passt Mahlgrad, Temperatur und Dosierung automatisch an. In unserem Test war das Ergebnis gut, wenn auch nicht ganz perfekt – der empfohlene Mahlgrad war etwas zu grob. Mit manueller Nachjustierung lässt sich aber viel herausholen.

Praktisch: Der Mahlgrad lässt sich über einen Ring an der Außenseite verstellen – ganz ohne in die Bohnen zu greifen. Das ist nicht nur angenehmer, sondern auch sicherer für neugierige Finger.

Milchschaum nach Maß

Milchgetränke sind oft die Schwachstelle vieler Vollautomaten. Nicht so bei der Rivelia. Hier lässt sich die Milchschaum-Konsistenz über ein kleines Rädchen am Milchbehälter stufenlos einstellen – unabhängig vom gewählten Getränk. Das funktioniert überraschend gut: Der Cappuccino kommt mit cremigem Schaum, der Latte Macchiato überzeugt durch klare Schichten und der Flat White begeistert mit perfekter Harmonie zwischen Milch und Espresso.

Besonders gefallen hat uns, dass bei Milchgetränken die Temperatur stimmt. Zu heißer Milchschaum zerstört oft das feine Aroma – das passiert hier nicht. Die Rivelia trifft den Sweet Spot zwischen cremiger Textur und angenehmer Süße.

Flat White: Die heimliche Stärke

Unser persönliches Highlight: der Flat White. Anders als bei den meisten Maschinen wird hier erst der Espresso und dann die Milch eingeschenkt – das bewahrt die Crema und sorgt für ein besonders rundes Geschmackserlebnis. Optisch schön, geschmacklich überzeugend – fast schon Barista-Niveau.

Sauberkeit? Fast wie von selbst

In Sachen Reinigung punktet die Rivelia auf ganzer Linie. Viele Teile sind spülmaschinengeeignet, lassen sich mit wenigen Handgriffen entnehmen und reinigen. Die Brühgruppe ist ebenfalls leicht zugänglich und schnell unter fließendem Wasser ausgespült – idealerweise einmal pro Woche.

Besonders gelungen: das automatische Spülen des Milchsystems nach jedem Bezug. Ein Tastendruck genügt, und das Gerät spült den Kreislauf mit heißem Wasser durch – das verhindert Rückstände und hält alles hygienisch sauber. Auch die Auffangschale und der Tresterbehälter sind durchdacht konstruiert, ausreichend groß und schnell gereinigt.

Unser Fazit: Fast zu gut für einen Vollautomaten

Die DeLonghi Rivelia überrascht auf mehreren Ebenen. Sie sieht gut aus, lässt sich kinderleicht bedienen und liefert geschmacklich Ergebnisse, die man einem Vollautomaten nicht unbedingt zutrauen würde. Besonders Espresso und Flat White haben uns überzeugt, aber auch die Vielfalt bei den Milchgetränken und das clevere Zwei-Behälter-System machen die Rivelia zu einem echten Highlight.

Mit einem Preis von rund 700 Euro liegt sie im mittleren Segment – aber angesichts der Ausstattung und der gebotenen Qualität geht das völlig in Ordnung. Wer auf Features wie Display, Profile und Bohnenvielfalt verzichten kann, findet mit der DeLonghi Magnifica Evo eine günstigere Alternative – ähnlich gut im Geschmack, aber deutlich reduzierter.